Austauschplattform Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous) besiedelt extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesen, Feuchtwiesenbrachen und Grabenränder. Er ist in Deutschland auf der Vorwarnliste (Rote Liste Deutschland, 2011, Kategorie: V) und wird in Niedersachsen als vom Erlöschen bedroht eingestuft (Rote Liste Niedersachsen, 2004, Kategorie: 1).
Für das Fortbestehen der Art sind sowohl der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) als auch die Rotgelbe Knotenameise (Myrmica rubra) von zentraler Bedeutung. Die Blüten des Großen Wiesenknopfs sind die bevorzugte Nektarquelle des Bläulings. In ihnen legt er auch seine Eier ab. Die Blütenköpfchen stellen außerdem das ausschließliche Raupenfutter der Art dar. Maximal fünf bis sechs Raupen durchlaufen in einem Blütenköpfchen ihre ersten drei Larvalstadien. Sie lassen sich im August und September zu Boden fallen und werden von M. rubra in ihr Nest verschleppt, wo sie den Winter und das Frühjahr überdauern. Während dieser Zeit werden sie von den Ameisen gefüttert und ernähren sich zudem räuberisch von der Ameisenbrut. Anschließend verpuppen sie sich, schlüpfen Anfang bzw. Mitte Juli und verlassen das Ameisennest.
Der Große Wiesenknopf kommt auf magerem Grünland vor. Seine Bestände sind durch Nutzungsaufgabe (mehr als fünf Jahre Brache) sowie Entwässerung und Zerstörung von Grünlandflächen, beispielsweise durch Umbruch oder Versiegelung, gefährdet.
Die Bestände des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings bestehen aus mehreren Metapopulationen und weisen eine hohe Populationsdynamik auf, wobei es immer wieder zum Aussterben von Teilpopulationen und zur Wiederbesiedelung von Arealen kommt. Die Tiere sind standorttreu und überbrücken im Mittel nur Distanzen von 1-3 km.
Seit den 1960er Jahren hat die Intensivierung der Feuchtwiesennutzung, sowie der zunehmende Flächenverbrauch zu gravierenden, bis heute ungebremsten Lebensraumverlusten für diese hochspezialisierte Art geführt. Heute sind viele Vorkommen durch Entwässerung, verstärkte Düngung, regelmäßige Mahd und den Einsatz schwerer Mähmaschinen (Bodenverdichtung) bedroht.
In der Bruchriedeniederung bei Laatzen-Oesselse besteht derzeit das letzte Vorkommen im nordwestdeutschen Tiefland. Verschiedene Wegraine und Gräben wurden als FFH-Gebiet gemeldet, das Vorkommen beschränkt sich noch auf einen etwa 50 Meter langen Wegstreifen. 2015 wurden hier weniger als zehn Exemplare nachgewiesen, 2019 konnten 14 Falter, 2020 noch neun Exemplare gezählt werden. Der Erhaltungszustand ist damit als ungünstig zu bewerten und ein Aussterben stets möglich.
Bislang fanden zahlreiche Bemühungen unterschiedlicher Gruppen statt, um die Bedingungen für den Bläuling zu verbessern (z. B. Wiesenknopf-Anzucht und Auspflanzung sowie Aussaat-Versuche im Gelände durch den BUND Region Hannover, Gutachten und Pflegepläne des Lepidopteren-Spezialisten Dr. Ulrich Lobenstein, Engagement des Gewässer- und Landschaftspflegeverbandes Mittlere Leine, der Naturschutzbeauftragten und einzelner Landwirte). Auch in Zukunft sollen diverse Maßnahmen der beteiligten Gruppen für den Bläuling sowie seine Wirtsarten diesen besonderen Tagfalter vor dem Verschwinden aus dem nordwestdeutschen Tiefland bewahren.
Um die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren zu verbessern, agiert die ÖSML als Mittler und organisierte bereits mehrere Naturschutzfachgespräche und Veranstaltungen unter Beteiligung von Naturschutzbehörden, Verbänden Flächennutzern und Ehrenamtlichen.
Dieses Projekt wird durch das Land Niedersachsen gefördert.